Ein kommunales Wahl-Navi?

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Vorbemerkungen:

  1. Dies ist die Projektbeschreibung mit allen Hintergründen und konzeptionellen Überlegungen.
  2. Das fertige Wahl-Navi findet ihr hier:  https://www.zukunft-bottrop.de/wahlnavi
  3. Umbenennung: Das Projekt hieß früherTM "Kommunaler Wahl-O-Mat". Um einen Verstoß gegen das Urheber- und Markenrecht der eingetragenen Marke zu vermeiden, haben wir es nach Rücksprache mit der Bundeszentrale für politische Bildung nun umbenannt – in Wahl-Navi.

0. Die Idee

Anlässlich des Superwahljahrs 2025 haben wir ja bekanntlich versucht, alle Wahlen zu erklären, zu begleiten und zu einer möglichst hohen Wahlbeteiligung beizutragen. Für die Wahl zum Rat der Stadt im Rahmen der Kommunalwahl am 14.09.2025 wollten wir

  • den Bottroper Bürger:innen eine Entscheidungshilfe an die Hand geben
  • und den politischen Parteien (mitgemeint: Rats- und Wählergruppen, parteilosen Ratskandidat:innen, …) die Möglichkeit geben, ihre politischen Positionen bekannt zu machen.

Dafür haben wir uns vorgenommen, ein "kommunales Wahl-Navi" zu entwickeln! 🎉🎉🎉

Wie in vergleichbaren Anwendungen, z.B. dem originalen Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) oder weiteren Tools (z.B. DeinWal, WahlSwiper, Sozial-O-Mat, Agrar-O-Mat, Energiewende-O-Mat, Mitwirk-O-Mat, …) sollen Benutzende online (in einer "Web-App") möglichst griffige Thesen bewerten ("stimme zu" | "neutral" | "stimme nicht zu") und solche Thesen, die einem besonders wichtig sind, höher gewichten können.

Als Ergebnis wird die Übereinstimmung der persönlichen Einstellungen mit den Positionen der Parteien ausgegeben; außerdem soll die Möglichkeit bestehen, sich auch etwas längere Begründungen der Parteien zu den einzelnen Positionen anzeigen zu lassen.

Klingt einfach, war es aber nicht 😉

Hier findet Ihr das Ankündigungsvideo (incl. Transkript) – und alle weiteren Videos mit Bezug zum Wahl-Navi.

 

1. Grundsätzliche Überlegungen

Als wir begonnen haben, die Idee auszudifferenzieren, waren wir erstaunt, wie viele Stolperfallen und Anforderungen es an so ein Tool gibt:

  • Können wir so ein Projekt technisch überhaupt stemmen?
  • Wie genau soll das Tool realisiert werden, damit es geräte-, betriebssystem- und softwareunabhängig funktioniert?
  • Welche datenschutztechnischen Voraussetzungen müssen wir erfüllen?
  • Wie genau sollen Benutzendeneingaben zusammengerechnet und wie mit den Parteipositionen verglichen werden?

Die konzeptionellen Überlegungen haben wir hier zusammengefasst:

Grobkonzept & "Proof of Concept"

Wir haben bereits Ende 2024 zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, ein Wahl-Navi für Bottrop zu erstellen. Das ausführlichere Konzept von Anfang des Jahres findet man  hier.

Als allererstes haben wir uns gefragt, wie genau wir das Wahl-Navi realisieren sollten. Die technischen Rahmenbedingungen waren recht schnell klar: Geräteunabhängig, ohne zusätzliche Installationen von Software oder Apps, über das Internet erreichbar und in jedem gängigen Browser sollte es laufen. Dann haben wir testweise ein paar Umsetzungen "zusammengehackt", um ein Gefühl für die Komplexität zu erhalten. Den kann man hier noch ausprobieren:

Disclaimer:

  • Dieser sog. "Klickdummy" ist eine reine Testanwendung und soll
  • nur die grundsätzliche technische Machbarkeit nachweisen.
  • Er enthält sicherlich Fehler und Bugs.
  • Es fehlen geplante Funktionen.
  • Die Usability ist – naja – "ausbaufähig" 😉
  • Die Thesen genügen nicht unseren Neutralitätsanforderungen (s.unten).
  • Er spiegelt keine echten Parteipositionen wider!

 

Proof of Concept öffnen

 

Zumindest haben wir damit den Nachweis angetreten, dass so ein Projekt technisch grundsätzlich realisierbar ist 😅 – auch mit unseren beschränkten Möglichkeiten.

Auch wenn der originale Wahl-O-Mat sich farblich irgendwo zwischen "FDP-Gelb" und "ÖDP-Orange" einsortiert 😉 , versuchen wir, unser Wahl-Navi lieber in einer parteineutralen Farbgebung zu realisieren (auch wenn schon erstaunlich viele Farben besetzt sind).

Für Benutzende soll die Bedienung selbsterklärend sein und durch aussagekräftige Icons unterstützt werden. Die Web-App soll eine Hilfefunktion und Erklärungen beinhalten, evtl. stellen wir Erklärvideos zur Verfügung. Außerdem soll die Anwendung barrierefrei (Tastatursteuerung, Screenreader-Unterstützung, Kontrastmodus, etc.) sein.

Auch wenn die Beantwortung der Fragen in der Ampellogik (🔴= stimme nicht zu, 🟡= neutral/keine Meinung, 🟢= stimme zu) wahrscheinlich recht einfach handhabbar ist, muss die Usability darüber hinaus (z.B. Gewichtung von Thesen, Änderung der eigenen Position, Anzeige der Begründungen der Parteien je These, etc.) hoch und möglichst selbsterklärend sein.

Kurzform: Wir bemühen uns um eine einfache Bedienung, eine selbsterklärende Oberfläche und Barrierefreiheit. Die technische Entwicklung und die Gestaltung der Benutzendenoberfläche haben wir an echte Profis abgeben (s. hier, Abschnitt 5).

Berücksichtigung des Datenschutzes

Politische Einstellungen sind gem. Art. 9 (1) DS-GVO besonders schützenswerte Daten, daher ist eine Abfrage und Verarbeitung entsprechender Angaben nicht problemlos möglich. Man könnte eine vorgeschaltete "informierte Einwilligung" zur Erfüllung von Art. 9 (2) lit. a überlegen, müsste dann aber recht hohe Anforderungen an Freiwilligkeit der Einwilligung, Informationsgehalt der Aufklärung der Verarbeitungstätigkeiten und zusätzlich Widerspruchsmöglichkeiten anbieten und Dokumentationspflichten erfüllen. Dieses juristische Geraffel (und die damit in Verbindung stehenden Haftungsfragen) wollen wir vorerst zu umschiffen.

Technisch soll das mittels einer Web-App (= Webseite, vornehmlich HTML, CSS, JavaScript und verwandte Webtechniken) umgesetzt werden, die keinerlei Daten, Eingaben oder Ergebnisse speichert. Die gesamte Funktionalität des Wahl-Navi soll ausschließlich im Browser der Benutzenden zur Verfügung gestellt werden. Serverseitig werden – über allgemeine, anonyme Zugriffsstatistiken des Webservers hinaus – keine Daten verarbeitet. Das ist bzgl. des Datenschutzes besonders benutzendenfreundlich und erfüllt die Anforderungen an "privacy by design" und "privacy by default", dafür fallen allerdings evtl. Komfortfunktionen ("später fortsetzen", "Vergleich mit Anderen", "Vergleich mit früheren Durchgängen", u.v.m.) genauso weg wie Analysemöglichkeiten (s. z.B. Nutzung des Wahl-O-Maten) und weiterführende Erkenntnisse (s. z.B. Wahl-O-Mat-Forschung), da dafür deutlich invasivere Datenspeicherungen vorgenommen werden müssten.

Kurzform: Wir präferieren eine datensparsame Umsetzung: Die soll ausschließlich auf dem Endgerät der Benutzenden realisiert werden, so dass keinerlei personenbezogene Daten über eine Browsersession hinaus gespeichert, übertragen oder sonst wie verarbeitet werden. (Stand: 04.05.2025)

Mathematisches Modell

Die Basisfunktion einer Wahl-Auswahlhilfe besteht darin, dass für jede Partei ein Zähler hochgezählt wird, wenn die individuelle Bewertung einer These mit der Parteiposition übereinstimmt. Am Ende werden diese Übereinstimmungswerte je Partei in eine Reihenfolge gebracht, um die Parteien nach Übereinstimmung mit persönlichen Positionen zu sortieren.

Neben dieser Hochzähl-Grundfunktion gibt es allerdings mehrere weitere Möglichkeiten, die Übereinstimmungswerte weiter auszudifferenzieren, zu gewichten und zu verrechnen – die Überlegungen zur Berechnung eines Übereinstimmungs-Index von individuellen Einstellungen mit Parteipositionen können dabei beliebig komplex werden.

Die größten DIskussionspunkte sind die sog. abgestufte Punktevergabe, die Thesengewichtung und der Umgang mit übersprungenen / nicht beantworteten Thesen.

1. Abgestufte Punktevergabe vs. eindeutige Übereinstimmung

Bei der abgestuften Punktevergabe werden bei Übereinstimmung mit einer Parteiposition der entsprechenden Partei 2 Punkte, den Parteien mit einer benachbarten Position noch je 1 Punkt vergeben. So ist es z.B. beim “originalen” Wahl-O-Maten (s. Rechenmodell). Dem gegenüber steht eine Punktevergabe nur bei eindeutiger Übereinstimmung.

Die folgenden Schemata zeigen die Punktevergabe der beiden Ansätze:

Tabelle 1: Bewertungsmatrix “abgestufte Punkte”
  Parteienposition
Benutzenden-
position
  stimme zu neutral stimme nicht zu
stimme zu 2 1 0
neutral 1 2 1
stimme nicht zu 0 1 2
übersprungen 0 0 0
Tabelle 2: Bewertungsmatrix “eindeutige Übereinstimmung
  Parteienposition
Benutzenden-
position
  stimme zu neutral stimme nicht zu
stimme zu 1 0 0
neutral 0 1 0
stimme nicht zu 0 0 1
übersprungen 0 0 0

Die Variante "abgestufte Punkte" glättet das Ergebnis etwas und schwächt die Unterschiede der einzelnen Parteien untereinander etwas ab. Im Ergebnis würde dabei für Parteien, deren Position zwar nicht mit der eigenen ganz exakt übereinstimmt, aber zumindest häufig "nahe dran" ist, eine entsprechend hohes Ergebnis angezeigt.

Die Variante "eindeutige Übereinstimmung" berücksichtigt dabei ausschließliche eindeutige Übereinstimmungen der persönlichen mit der Parteiposition. Im Ergebnis können dadurch Unterschiede in den Parteienstandpunkten deutlicher hervortreten.

2. Gewichtung und Umgang mit überprungenen Thesen

Wie viele der vergleichbaren Anwendungen soll auch das Wahl-Navi für Bottrop eine Option anbieten, für spezielle Themen/Thesen eine Gewichtung vorzunehmen. Die Punktevergabe bei Übereinstimmung mit einer Parteiposition wird in diesem Fall von 1 auf 2 verdoppelt, während sich die Anzahl der max. erreichbaren Punkte um 1 erhöht.

Übersprungene und unbearbeitete Thesen zahlen auf keinen parteispezifischen Übereinstimmungswert ein, verringern allerdings auch die max. erreichbaren Punkte um 1. Die folgende Übersicht zeigt ein Berechnungsbeispiel incl. Gewichtung (These 2), übersprungener (These 3) und unbearbeiteter (These 5) These.

Tabelle 3: Beispiel für die Punktevergabe und Ergebnisberechnung incl. Gewichtung und unbeantworteten Thesen
  Position Benutzer:in Gewichtung /
max. Punkte
Partei 1
(Punkte)
Partei 2
(Punkte)
Partei 3
(Punkte)
These 1 stimme zu 1 stimmt zu
(1)
neutral
(0)
stimmt nicht zu
(0)
These 2 stimmt nicht zu 2
(gewichtet)
stimmt nicht zu
(2)
neutral
(0)
stimmt nicht zu
(2)
These 3 übersprungen 0 stimmt zu
(0)
stimmt nicht zu
(0)
neutral
(0)
These 4 neutral 1 stimmt zu
(0)
neutral
(1)
neutral
(1)
These 5 unbearbeitet 0 stimmt zu
(0)
neutral
(0)
neutral
(0)
These 6 stimme zu 1 stimmt zu
(1)
stimmt zu
(1)
neutral
(0)
max. Punkte / Parteipunkte 5 4 2 3
Ergebnis
(Parteipunkte / max. Punkte)
4/5 =
80%
2/5 =
40%
3/5 =
60%

Kurzform: Für unser Wahl-Navi scheint Punktevergabe nur bei eindeutiger Übereinstimmung ( abgestufte Nachbarpunkte) sinnvoll, die Gewichtung einzelner Thesen soll ebenfalls möglich sein. (Stand: 04.05.2025)

 

2. Inhaltsentwicklung

Auch der Entwicklung der eigentlichen Inhalte – der Thesen – kommt natürlich eine zentrale Bedeutung zu: Sie

  • müssen kommunalpolitisch relevant sein,
  • müssen neutral formuliert sein,
  • sollten aus verständlichen, kurzen und einfachen Sätzen bestehen,
  • dürfen keine Beeinflussung durch positive bzw. negative Formulierungen

vornehmen.

Relevanz: Dass der Rat der Stadt Bottrop nicht über internationale Beziehungen, Auslandseinsätze der Bundeswehr oder Einfuhrzölle entscheidet, sollte klar sein. Aber kann eine Kommune einfach über Verkehrsführung, Autobahnauffahrten oder Fahrradinfrastruktur entscheiden oder gibt es hier Vorgaben des Landes NRW oder des Bundes zu beachten? Die Thesen müssen tatsächliche lokalpolitische Zuständigkeiten zum Inhalt haben.

Neutralität: Die Thesen dürfen keine parteipolitisch tendenziösen Formulierungen enthalten. Frames der politischen Kommunikation, ideologische Kampfbegriffe und Dog Whistles müssen vermieden werden, so weit es eben geht: Es sollte also eher von "Gebäudeenergiegesetz" statt "Heizungshammer", von "Umweltaktivismus" statt "Klimakleber", von "Aufnahme Geflüchteter" statt "Flüchtlingswelle", von "Abgaben" statt "Belastungen" usw. gesprochen werden, um eine Beeinflussung der Benutzenden zu vermeiden.

Verständlichkeit: Die Thesen sollen kurz, prägnant, in einfacher Sprache formuliert und möglichst frei von möglichen Missverständnissen sein. Fachbegriffe sollen weitestgehend vermieden werden.

Formulierung: Wie das allseits bekannte "Glas halb voll / halb leer"-Beispiel kann jede These sowohl positiv als auch negativ formuliert sein: "Die Stadt Bottrop soll mehr Flächen als Parkraum kennzeichnen" oder "Die Stadt Bottrop soll für mehr Parkplätze notfalls Radinfrastruktur und Grünflächen zurückbauen" meinen am Ende vielleicht ähnliche Dinge, die Formulierung hat aber sicherlich einen Effekt auf die Leser:innen. Daher muss das Verhältnis von positiven ("einsetzen für", "umsetzen", "verwirklichen", "machen", …) und negativen ("verhindern", "abschaffen", "einsparen", "herunterregulieren", "zurückbauen", …) Formulierungen berücksichtigt werden – und zwar so, dass sowohl über alle Thesen ein Gleichgewicht zwischen Positiv- und Negativ-Formulierungen herrscht, als auch dass nicht die Position einer Partei durch übermäßig viele negative Formulierungen dargestellt wird.

Kooperation mit der Hochschule Ruhr West (1/2):
Die oben angesprochenen Herausforderungen der Thesenentwicklung – neutralen Formulierung, keine Framings, etc. – sind wir unter Berücksichtigung der aktuellen medienwissenschaftlichen Forschung und der beteiligten kognitionspsychologischen Prozesse mit Fachleuten zusammen angegangen. Der Kognitions- und Medienwissenschaftler Lukas Erle von der Hochschule Ruhr West, stand und steht uns mit kommunikations- und medienpsychologischer Expertise für die inhaltliche Gestaltung zur Seite.

Eine erste Veranstaltung hat am 11.06.2025 an der HRW stattgefunden: Wir haben alle bis dahin eingereichten Themen, Fragen und Ideen und Forderungen aus den Programmen in einem Workshop gesichtet, bearbeitet und in neutrale und verständliche Thesen transformiert. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Moduls "Kognition, Kommunikation und Medienpsychologie" im Studiengang "Mensch-Technik-Interaktion" statt. Daher war sie "nur" hochschulöffentlich, also für Hochschulangehörige zugänglich. Wir haben aber den Impulsvortrag mit Hilfe des Medienkurses des Berufskollegs Bottrop auf Video konserviert:

Hier findet man den Vortrag von Martin Smaxwil zum Thema "Framing, Kampfbegriffe, Narrative" zum zeitsouveränen Nachschauen, incl. Transkript, Inhaltsangabe, Zeitmarken, Folien, Handout, Literatur und Links 😉

 

3. Mitwirkung der Bottroper Parteien

Um das Wahl-Navi mit Inhalten zu füllen, haben wir bewusst darauf verzichtet, diese eigenständig zu entwickeln. Nicht alle Bottroper Parteien werden umfangreiche Programme zur Kommunalwahl veröffentlichen, und die Veröffentlichungszeiträume liegen oft recht nah am Wahltermin. Daher haben wir die Bottroper Parteien (hier: alphabetisch) AfD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU, Die Linke, DKP, FDP, MLPD, ÖDP und SPD direkt angefragt und um Mitarbeit gebeten. Dafür haben wir sie am 04.05.2025 angeschrieben und gefragt, ob sie sich grundsätzlich vorstellen können, für das Wahl-Navi mit uns zusammenzuarbeiten.

Die Parteien

  1. sollten sich dazu zu den im Projektverlauf entwickelten (ca. 50) Thesen positionieren, damit diese Parteiposition mit den Benutzendeneingaben abgeglichen werden kann und
  2. konnten zu jeder These eine ausführlichere Begründung der Parteiposition (max. 3 Sätze / 100 Wörter) abgeben, die sich der Benutzende des Wahl-Navis anzeigen lassen kann.

Acht Parteien haben ihre Mitarbeit zugesagt:
SPD, CDU, Bündnis90/GRÜNE, Die Linke, die ÖDP, FDP, DKP und die AfD haben sich bereit erklärt, sich zu den Thesen zu positionieren und optional entsprechende Begründungen zu liefern.
Die parteiseitige Bearbeitung der Thesen und Begründungen endete am 20. Juli (s. Zeitplan).

Wir haben außerdem die Parteien nach Wahlprogrammen (optional: Vorabversionen) – soweit vorhanden – oder nach Alleinstellungsmerkmalen gefragt. Insgesamt lagen uns vier Programme (drei davon dankenswerterweise im Vorabdruck vor Veröffentlichung) und von einer Partei eine Liste der zentralen politischen Forderungen vor, die wir ebenfalls für die Inhaltsentwicklung berücksichtigt haben.

 

4. Beteiligung der Bottroper Bürger:innen

Um die Thesen nicht völlig an dem Interesse der wahlberechtigten Bürger:innen vorbei zu entwickeln, wollten wir gerne alle Interessierten in den Prozess einbinden. Voraussetzung war, dass die Personen zur Kommunalwahl am 14.09.2025 in Bottrop wahlberechtigt sind. Dafür haben wir zwischen dem 18.05. und dem 22.06.2025 Themen und Thesen entgegengenommen, per Mail, via Instagram, Mastodon, Bluesky, im persönlichen Gespräch oder auf jede andere Art, die den Menschen so eingefallen ist 😉

Wir haben uns – vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Ansprüche an die Thesenformulierung – vorbehalten, die Einreichungen redaktionell zu bearbeiten, mit anderen Vorschlägen zusammenzufassen, sie umzuformulieren oder auch abzulehnen, wenn sie keinen lokalpolitischen Bezug haben, gegen Gesetze oder gute Sitten verstoßen oder auf andere weise unpassend wären.

Hier findet Ihr das Video mit dem Aufruf zur Beteiligung (incl. Transkript) – und alle weiteren Videos mit Bezug zum Wahl-Navi.

 

5. Technische Realisierung

Wie oben angekündigt, haben wir uns für Programmierung und Gestaltung professionelle Hilfe gesucht.

Kooperation mit der Hochschule Ruhr West (2/2):
Für die technische Realisierung steht uns Prof. Dr. Malte Weiß vom Institut Informatik der Hochschule Ruhr West zur Seite. Unter seiner Leitung wird die Programmierung incl. Gestaltung der Benutzendenoberfläche von einem Master-Studierenden im Rahmen eines Praxisprojektes umgesetzt. Wir haben im April die entsprechende Kooperation gestartet und unsere Zusammenarbeit besprochen. Regelmäßige Projektmeetings flankieren die Entwicklung. Mittlerweile existiert ein Prototyp, der dem Endprodukt schon recht nahe kommt.

 

6. Inhaltsentwicklung und Redaktionsprozess

Uns war von vornherein bewusst, dass die Inhaltsentwicklung besonders sensibel ist: Wenn eine Partei bevorzugt würde, inhaltlich oder durch die Formulierung, verlöre das Wahl-Navi an Aussagekraft – und Zukunft Bottrop würde den eigenen überparteilichen Anspruch nicht erfüllen. Daher haben wir die Entwicklung der Thesen sehr ernst genommen. Die Inhalte sollten auf der anderen Seite aber auch nicht an der Lebensrealität der Bürger:innen vorbei gehen. Vielmehr sollten sie eine praktische Wahlentscheidungshilfe bieten.

Der Prozess gliederte sich grob in sechs Abschnitte:

Einreichungen von Bürgerinnen und Bürgern

Nach unserem Aufruf erreichten uns 69 Eingaben in unterschiedlichster Detailtiefe und Form auf unterschiedlichen Kanälen. Diese sind hier unbearbeitet und in zufälliger Reihenfolge aufgelistet:

  1. Intensivere Unterstützung für Schulen (Modernisierung, IPads, etc.)
  2. Wie kann man die weit über 100 Nationalitäten in die Bottroper Gesellschaft mehr einbeziehen?
  3. Was sind die dringligsten Aufgaben, die sofort angepackt werden müssen?
  4. Welche Visionen haben die Parteien langfristig für Bottrop?
  5. Bereiche der (Innen) stadt in schattige und kühle Plätze für die steigende Anzahl von heißen Tagen ausbauen. Grüne Zonen schaffen, Asphalt und Pflaster zurückbauen oder nicht erweitern, Stichwort Schwammstadt!
  6. Wie wollen die Parteien den Bottroper Süden unterstützen?
  7. Mit welchen Maßnahmen könnten wir unseren Haushalt sanieren?
  8. Wie kann man den Wirtschaftsstandort Bottrop zukunftssicher machen?
  9. Wie kann man die Touristikwirtschaft stärken?
  10. Welche Möglichkeiten gibt es, unseren Weihnachtsmarkt, der in anderen Städten ein wichtiger Wirtschaftfaktor ist, auch in Bottrop attraktiver zu machen?
  11. Welche Möglichkeiten gibt es, auch den Bottroper Süden lebenswerter zu machen und die Geruchsbelästigungen zu beenden?
  12. Wie kann man die Bottroper Innenstadt beleben und attraktiver machen, insbesondere auch für ein zahlungskräftiges Publikum?
  13. Welche Möglichkeiten gibt es, unseren Wochenmarkt zu optimieren und zukunftsfähig zu machen?
  14. Welche Ideen gibt es, die vielen Leerstände in der City zu verringern? (Seit Jahren um die 30)
  15. Welche Möglichkeiten gibt es, unsere City mit Spiel- und Sportangeboten auch für Kinder, Jugendliche und Senioren attraktiver zu machen?
  16. Wie können Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer in Bottrop" auf Augenhöhe" miteinander leben?
  17. Wie kann die Infrastruktur für Radfahrer weiterentwickelt und ausgebaut werden?
  18. Was soll mit dem städtischen Parkhaus an der Schützenstraße geschehen?
  19. Welche Ideen haben die Parteien, auch in Bottrop das Wohnen wieder bezahlbar zu machen und den sozialen Wohnungsbau wieder anzuschieben?
  20. Wie kann man Bottrop sicherer machen und das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger stärken?
  21. Wie kann man Bottrop familienfreundlicher machen?
  22. Wie kann man das Ehrenamt attraktiver machen und den unzähligen Ehrenämtlern mehr Wertschätzung zukommen lassen?
  23. Gibt es Pläne, die Hochschule und ihre Kompetenzen mehr in die Mitte der Stadtbevölkerung zu rücken?
  24. Wie bewerten Sie den Gesetzesentwurf zur Änderung der Gemeindeordnung in NRW (vgl. https://opal.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV18-3597.pdf) im Hinblick auf die Stärkung der Kinder- und Jugendbeteiligung auf kommunaler Ebene?
  25. Wo würden Sie die organisatorische Verortung des Jugendparlaments Bottrop sehen (im Jugendamt oder einem anderen Teil der Verwaltung), welchen Personalbedarf zur Betreuung (Geschäftsführung / pädagogische Begleitung des Jugendparlaments) als angemessen beziehungsweise notwendig einstufen und welche Rechte diesem Gremium, im Rat der Stadt Bottrop, einräumen?
  26. Würde dem Jugendparlament ein Budget eingeräumt, um selbstbestimmte Projekte zu realisieren?
  27. Investitionen in Kunst und Kultur schaffen Identität und verbinden Menschen
  28. Welche Möglichkeiten gibt es in Bottrop, den Pflegenotstand abzumildern?
  29. Kultur ist die Zukunftssicherung einer Stadt und muss erhalten bleiben
  30. Was muss dringend getan werden, um die Bottroper Innenstadt hitzefest zu machen?
  31. Verfügbarkeit von Leihfahrrädern (metropolradruhr) steigern
  32. Kunst / Kultur müssen gefördert werden, durch Räume, Netzwerke, angemessene Bezahlung
  33. Gibt es Pläne, Bottrop zu einer attraktiveren Stadt für Studierende zu machen?
  34. Die katastrophale Ampelschaltung im Bottroper Süden rund um Ebel und A42 Auf-/Abfahrt (übrigens seit mind. vierzig Jahren!) muss optimiert werden.
  35. Die provisorische Autobahn Auffahrt für PKW/Transporter bis 3,5 t auf die A42 (die angedacht war, aber wohl von Straßen NRW abgelehnt wird) aber unbedingt kommen muss – es muss doch eine günstige Lösung ohne eine wahnsinnig teure Fahrzeugwaage geben.
  36. Wann soll Bottrop Klimaneutral werden?
  37. Wie stehen die Parteien zur Gründung einer Marketinggesellschaft?
  38. Dezentrale Kulturarbeit ist eine gesellschaftliche Daseinsvorsorge und muss nachhaltig gestärkt werden
  39. Kulturpolitik ist notwendig zur aktiven Mitgestaltung einer gesellschaftlichen Zukunft
  40. Institutionen fördern, B12 für Bottroper Künstlerinnen
  41. Welche Konzepte für Klimaschutz und Klimaanpassung haben die Parteien?
  42. Räume für Kunst, offene Ateliers, Budget
  43. Welche Partei setzt sich für ein lange überfälliges, modernes Parkleitsystem ein?
  44. Kulturamtförderung und -planung reorganisieren: Nachhaltiges Kulturkonzept
  45. Die Verwaltung ist aufzufordern, im Verlauf des Grubenwasseranstiegs in den ehemaligen Gebieten des Steinkohlenabbaus flächendeckend jährliche Höhenmessungen zu veranlassen. Diese dienen dem Nachweis von Bodenbewegungen als Ursache von Schäden an öffentlicher Infrastruktur und privatem Eigentum und sind entsprechend räumlich engmaschig anzulegen. Die Ergebnisse der Höhenmessungen sind der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
  46. Im Zuge des Grubenwasseranstiegs wird ca. die Hälfte des in den ehemaligen Zechen des Ruhrgebiets anfallenden Grubenwassers durch die Stollen des Bergwerks Prosper-Haniel geleitet. Die Auswirkungen auf die Oberfläche müssen beobachtet werden, um ggf. gegensteuern zu können. Eine durchgehende und aktive Teilnahme der Bottroper Verwaltung an den Sitzungen der von der Landesregierung installierten Arbeitsgruppe „Integrales Monitoring Grubenwasseranstieg“ ist daher sicherzustellen.
  47. Gegenwärtige und zukünftige Schäden und Beeinträchtigungen der öffentlichen Infrastruktur (Gebäude, Straßen, versiegelte und unversiegelte Flächen, Ver- und Entsorgungsleitungen, …) sind auf bergbauliche Verursachung hin zu überprüfen und dem Unternehmen bzw. dessen Nachfolger(n) – wie rechtlich möglich – in Rechnung zu stellen. Eine Finanzierung über von den Bürgern Bottrops zu entrichtende Steuern, Gebühren oder andere Abgaben ist inakzeptabel.
  48. In den durch Kohleabbau entstandenen Senkungsmulden bestehen durch hoch anstehendes Grundwasser gravierende Entwässerungsprobleme im Bereich privat und (land-) wirtschaftlich genutzter Flächen. Die hieraus resultierende stärkere Nutzung öffentlicher Kanäle ist vom Flächeneigner weder veranlasst worden noch durch diesen beeinflussbar. Eine Erhöhung der Abwassergebühren und sonstige Forderungen zur Abdeckung der zusätzlichen Entwässerungskosten an die Flächeneigner sind daher inakzeptabel.
  49. Gibt es Pläne, die Anbindung von Bottrop an andere Städte im Ruhrgebiet zu verbessern?
  50. Wie kann man die mangelhafte Grünpflege verbessern, am Trapez, auf dem Rathausplatz und den vielen Baumscheiben in den Einkaufsstraßen?
  51. Bottrop soll sich für eine (Seil-, U- oder) Straßenbahn-Verbindung zwischen ZOB und Hauptbahnhof einsetzen.
  52. Was unternehmen die Parteien, um eine weitere Ausbreitung des Rechtsextremismus zu verhindern?
  53. Stärkung von Interessen-, Werbegemeinschaften und Stadtmarketing zur Innenstadtentwicklung
  54. Wie kann das Erscheinungsbild unserer Innenstadt, der Visitenkarte einer Stadt, verbessert werden?
  55. Fahrradanbindung des Hauptbahnhofs (Friedrich-Ebert-Str. Karl-Englert-Str. / Freiherr-vom-Stein-Str.) verbessern.
  56. Mehr Sozialarbeit gegen Ausweitung der "Drogen-/Alkolszene" (Kaufland, Berliner Platz, Torbogen Luise-Hensel, Ehren- & Stadtpark), in Kombination mit KOD/Polizei-Maßnahmen
  57. Verbindung von GLA und Phoenix mittels autofreiem Altmarkt (evtl. Shared Space wie Kirchhellener 1-21)
  58. Kunst und Kultur sind Grundpfeiler einer funktionierenden und lebendigen Stadtgesellschaft
  59. Innenstadt-Umfahrung (Osterfelder + Horster / Friedrich-Ebert + Hans-Sachs / Eichenstr. + Parkstr. / Hans-Böckler) stärken und innerhalb 20km/h + Fahrradvorrang
  60. Den Weihnachtsmarkt von der Randlage Rathausplatz in die Innenstadt rund um die Cyriakuskirche verlegen, und auf dem schönen Rathausplatz nur einen kleinen stimmungsvollen und familienfreundlichen Nikolausmarkt abhalten.
  61. Was würden die Parteien zum Zusammenhalt der Gesellschaft vorschlagen?
  62. Die Stadt Bottrop soll Fahrradwege ausbauen (oder: soll den Fahrradverkehr dem Auto gegenüber priorisieren).
  63. Die Stadt Bottrop soll dafür sorgen, dass die Verkehrsnetze zwischen Städten und Ortsteilen besser sind.
  64. Die Stadt Bottrop, soll sich mehr um die Kinder und Jugend kümmern, indem in diesem Bereich kein Geld mehr gestrichen wird.
  65. Die Stadt Bottrop soll sich um attraktive Orte und Angebote für Jugendliche von Jugendlichen kümmern.
  66. Die Stadt Bottrop, soll für eine Autofreie Innenstadt sorgen.
  67. Die Stadt Bottrop sollte durch deutlichen Stellenabbau in der Verwaltung spürbare Einsparungen im Haushalt erzielen.
  68. Statt neue Gewerbe- und Logistikflächen auszuweisen, sollte Bottrop vor allem durch Freizeitangebote und Standortattraktivität den Zuzug fördern und so das Einkommenssteueraufkommen steigern.
  69. Bottrop sollte die Ansiedlung einer Kaserne auf den Flächen von Franz Haniel fördern.
Parteiprogramme und Alleinstellungsmerkmale

Bisher sind die Programme

  • der CDU Bottrop, "Die Agenda für Bottrop – Leitfaden der CDU 2025 – 2030", und
  • der Linken Bottrop, "Zeit für Veränderung", veröffentlicht. Außerdem hat uns
  • die AfD Bottrop eine Vorab-Version des Kommunalwahlprogramms zur Verfügung gestellt,
  • die FDP hat ebenfalls eine Vorab-Version des Programms "Bottrop 2030 – Unsere liberale Vision für die Stadt von morgen" geschickt, und
  • die DKP hat uns ihre neun zentralen politischen Forderungen zukommen lassen.

Die anderen Parteien haben uns keine Informationen zu ihrer Programmatik zur Verfügung gestellt.

Parteiprogramme beinhalten teilweise eher "schwammige" Formulierungen – zumindest für die Verwendung in einer Wahl-Auswahlhilfe. Wir haben alle vorliegenden Beiträge der Parteien auf möglichst konkrete Forderungen und handfeste Pläne untersucht und die folgenden Aussagen identifiziert – hier in zufälliger Reihenfolge:

  1. Polizei mit den notwendigen, personellen und materiellen Ressourcen ausstatten, dauerhafte Besetzung der Dienststellen Boy & Kirchhellen.
  2. Frühsprachförderung ab der Kita
  3. schnelle und unbürokratische Entlastung der Stadtteile Ebel, Welheim und Welheimer Mark vom Umleitungs- und LKW-Verkehr durch bauliche Maßnahmen und strenge Kontrollen
  4. kostenloser Zugang für alle Kinder zu Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur und sämtlichen Bildungsangeboten
  5. Die Janusz-Korczak-Gesamtschule soll erhalten bleiben. Und auch die dritte Gesamtschule muss her, und zwar in den Bottroper Süden.
  6. Der Bottrop-Pass soll ausgebaut und attraktiver gemacht werden!
  7. Die B224 soll nicht zur A52 ausgebaut werden.
  8. Es soll Co-Working-Angebote in allen Stadtteilen geben
  9. Einrichtung einer „Graffiti Task Force“ für eine gepflegte und saubere Stadt
  10. Für den kommunalen sozialen Wohnungsbau sollen 50 Millionen Euro investiert werden.
  11. Umsetzung eines “Housing First”-Ansatzes gegen Obdachlosigkeit ohne weitere Verzögerung
  12. Die Fraktionszuwendungen sollen halbiert werden.
  13. Überprüfung und ggf. Optimierung der bisherigen Arbeitsabläufe der Bottroper Ausländerbehörde mit dem Ziel, Ausländer ohne Aufenthaltstitel konsequent abzuschieben
  14. Ausbau der Schulsozialarbeit
  15. Behörderübergreifene Bekämpfung von Kindergeld- und Sozialleistungsbetrug (Projekt Missimo)
  16. Beibehaltung oder Senkung des Gewerbesteuersatzes zur Steigerung der Attraktivität von Gewerbeflächen (z.B. Freiheit Emscher)
  17. Ausbau des Freizeitangebots in Sport und Kultur für Junge Menschen: Orte zur Begegnung, zur Gestaltung und zum Feiern schaffen, ohne weite Wege.
  18. Förderung von Projekten für Toleranz und Demokratie sowie gegen Rassismus
  19. Verstärkte Mitarbeit in der "SiKo Ruhr" zur Umsetzung der "Politik der 1.000 Nadelstiche" des Innenministeriums NRW
  20. Gezielte Beratung und Unterstützung einrichten für Bottroper Betriebe zu den Themen Migration, Fachkräftegewinnung und Integration
  21. Öffentliche Gebäude sollen dachbegrünt und solarbestückt sein.
  22. Null-Toleranz-Strategie gegenüber Sozialbetrug bei Transferleistungen
  23. Gründung eines Ratsausschusses für Sicherheit und Ordnung
  24. Herstellung von Beleuchtung aller Bushaltestellen nachts und im Winter
  25. kostenfreier Ganztag inkl. Frühstück und Mittagessen für alle Kinder an allen Kitas und Schulen
  26. mehr Freiflächen für kreatives Ausleben (z.B. legale Graffiti-Wände)
  27. Vermeidung unnötiger Belastung der Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter durch Auslagerung von Aufgaben an Wirtschaftsunternehmen ("Privatisierung")
  28. Dauerhafte Sicherung des Stenkhoffbades
  29. Intelligentes Beleuchtungskonzept und schwerpunktmäßige Videoüberwachung zur Verhinderung von Angsträumen
  30. vollständige Gebührenfreiheit für Kitas, garantierter Zugang zu Kita-Plätzen für alle Familien in Bottrop
  31. Erreichung der Bottroper Klimaziele wieder auf 2035 statt 2045 festsetzen
  32. Schaffung einer Stabsstelle für Digitalisierung und Innovation zum Ausbau digitaler Self-Services und Etablierung eines Mängelmelders
  33. Der Muezzinruf an Moscheen sollte in urbanen Wohngebieten untersagt werden.
  34. Bezahlkarte für Flüchtlinge einführen
  35. Es benötigt einen kommunalen Hochwasserrisikoplan
  36. Bottrop muss die Subventionierung von “Fun City” wegen Ergebnislosigkeit beenden
  37. Zur Belebung der Innenstadt Künstlern die Möglichkeit bieten, leerstehende Ladenlokale in unserer Stadt als Ausstellungsräume zu nutzen.
  38. Privatisierung und Outsourcing stoppen: Eigenen städtischen Betrieb für Gebäudereinigung, Security und Schulessen
  39. Die städtische Baugesellschaft GBB soll deutlich mehr sozial geförderten Wohnraum bauen!
  40. kostenloser Zugang zur Gesundheitsvorsorge und Verhütungsmitteln
  41. Als Zwischennutzung für Leerstände bieten sich Kultur, Pop-up-Stores und Start-up-Flächen an.
  42. Autobahnanschluss auf der A42 in Höhe Lichtenhorst zur Verkehrsentlastung in Ebel, Lehmkuhle und der Welheimer Mark
  43. Es benötigt eine "KI-Roadmap Bottrop 2030" mit Verkehrssteuerung, Routenplanung, Bürgerservice-Chatbots
  44. anonyme und kostenlose Möglichkeit für alle Bottroper und Bottroperinnen, sich auf gängige sexuell übertragbare Krankheiten testen zu lassen
  45. Ein kommunaler Finanzmonitor mit Veröffentlichung aller Haushaltspositionen (ab 25T€) ist notwendig.
  46. Klimaanpassung, Abkühlung und Aufwertung der Innenstadt durch Begrünung (z.B. auf Teilen des ehemaligen Hansa-Centers) und Wasser
  47. Mehr Lehrkräfte und kleinere Klassengrößen, weitere Fachkräfte (z.B. Schulsozialarbeit) für alle Schulen
  48. Entwicklung und Umsetzung eines konsequenten Hitzeaktionsplans
  49. Mehr Beteiligung (Digitale Plattform, Online-Abstimmung, mehr Streams)
  50. Null-Toleranz-Politik gegenüber der Drogenszene rund um den ZOB
  51. Aufstockung des Ordnungsamtes, um künftig zumindest an den Wochenenden und vor Feiertagen auch eine Nachtschicht installieren zu können,
  52. Konsequente Überprüfung und Einschränkung der Windkraftprojekte in Bottrop: Windenergie ist nicht grundlastfähig und verursacht Lärmemissionen und Schattenwurf, wudurch Anwohner und die lokale Tierwelt belastet werden.
  53. Kitas und die OGS müssen kostenfrei sein.
  54. Ansiedlungsoffensive für Unternehmen durch schrittweise Senkung der Gewerbesteuer
  55. Etablierung einer dritten Gesamtschule am Standort der ehemaligen Hauptschule Welheim
  56. Entsiegelung und Begrünung von Schulhöfen
  57. Förderung studentischen Wohnens und Bau eines Studierendenwohnheims
  58. Förderung dezentraler Versorgungszentren, damit jeder Mensch zu Fuß oder mittels kurzer Busfahrt in wenigen Minuten nötige Besorgungen tätigen und wichtige Dienstleistungen und (med.) Behandlungen in Anspruch nehmen kann
  59. Die Innenstadt benötogt Räumlichkeiten für Vereine, Nachbarschaften, Kultur und nicht-kommerziellen Aufenthalt
  60. Kauf statt Miete der Verwaltungsflächen im Phoenix-Gebäude
  61. Wiederöffnung der A-42-Auffahrt durch den Einbau einer zweiten Waage
  62. Es soll eine personalisierte "Bottrop-App" geben, die alle städtischen Anliegen, Termine, Gebühren und Anträge bündelt – incl. Push-Nachrichten, Mitmachplattform, Bewertungssystem, KI-Unterstützung.
  63. Verbesserung der ÖPNV-Taktung vor allem in Stadtrand- und Außenbereichen
  64. Bezahlkarte für Flüchtlinge einführen
  65. Streichung sämtlicher Unterstützungen an das „Bündnis Buntes Bottrop“
  66. Glasfaser + WLAN für alle Schulen bis 2027
  67. einheitliches Inklusionskonzept und Barrierefreiheit an allen Schulen
  68. Einrichtung einer kommunalen Antidiskriminierungsstelle zur Förderung von Gleichberechtigung und Bekämpfung von Diskriminierungen
  69. Überführung der ELE zu 100% in die kommunale Hand (eigene Bottroper Stadtwerke)
  70. Schaffung von ausreichend menschenwürdiger Schlafgelegenheiten, Einstellung zusätzlicher Streetworker zur Betreuung von Obdachlosen
  71. Kindergrundsicherung, die alle Leistungen für Familien transparent und unbürokratisch bündelt
  72. Sozialpass für Menschen mit niedrigen Einkommen und Ferienpass für Kinder in Armut zur kostenlosen Teilhabe (kommunalen Einrichtungen, Schwimmbäder, Bibliotheken, Theater, Freizeitaktivitäten, etc.)
  73. Ausbau von innenstädtischem Parkraum, keine weitere Steigerung von Parkgebühren
  74. Videoüberwachung an ZOB, Berliner Platz, Hauptbahnhof
  75. Schulgebäude bedarfsgerecht sanieren, Infrastruktur (auch digital) modernisieren
  76. Verwaltungspersonal abbauen mittels Strukturreform und Digitalisierung
  77. Kommunalisierung des Leihfahrradsystems incl. kostenfreier Nutzung für 1h/Tag für Bottroper:innen
  78. Bottrop soll sich für Talentschulen und ein Startchancen-Programm einsetzen.
  79. Kombination von Streetworker & Sicherheitsdienst, Krisenteams in der Innenstadt
  80. Einschränkung oder Rücknahme aller Kürzungen im Haushaltssicherungskonzept, die das öffentliche Leben (Sport, Kultur, Mobilität, Klimaanpassung, Soziales u. v. m.) beeinträchtigen
  81. Städtischer Kulturfonds “Freie Szene Bottrop” zur Unterstützung nicht-institutioneller Kulturprojekte
  82. Radinfrastruktur auf der alten Flachglas-Bahn von Kirchhellen über Bottrop bis nach Oberhausen
  83. Stärkung des kommunalen Ordnungsdienstes KOD und Überprüfung der Kürzungsentscheidungen aus der Vergangenheit
  84. Straßenbahnverbindung von Kirchhellen über ZOB, Hauptbahnhof zu Freiheit Emscher
  85. Förderung und Ausbau des Jugendparlaments, Ausstattung mir mehr Befugnissen
  86. Angebote für Kinder und Jugendliche ausbauen (z.B. Jugendtreffs, Schülercafés, Kino, Indoor-Spielplatz)
  87. Durchführung eines städtischen Feuerwerks zu Silvester bei gleichzeitigem Verbot privaten Feuerwerks im Stadtgebiet
  88. Bottrop benötigt ein ideologiefreies Parkraumkonzept: Parkmöglichkeiten bedarfsgerecht, effizient, modern organisieren!
  89. Kostenloser ÖPNV innerhalb des Stadtgebietes. Finanzierung über Umlage für Betriebe mit mehr als 10 Beschäftigten in Höhe von ca. 100€ p.a. je Beschäftigtem
  90. Verzicht auf den Ausbau von Autobahnen (B 224 zur A 52 sowie Verbreiterungen von A 42 und A 2) zu Gunsten des Ausbaus von Schienengüterverkehr
  91. Digitale Verwaltung (Videochat mit Sachbearbeitern, barrierefreie Online-Formulare, digitale Terminvergabe)
  92. Rücknahme der Kostensteigerung der Friedhofsgebühren.
  93. Altschuldenlösung für den kommunalen Haushalt
  94. Einrichtung der Stelle eines Ombutsmanns für Kunden des Jobcenters
Inhaltsworkshop

Diese insg. 163 Themen, Thesen, Forderungen und Fragen bildeten die Grundlage für die Inhaltsworkshops an der Hochschule Ruhr West. Um alle Beteiligten zu sensibilisieren, durfte ich einen Impulsvortrag halten, in dem wir unsere Initiative und das Projekt vorgestellt haben und danach versucht haben, die Teilnehmenden für nicht-neutrale (politische) Sprache zu sensibilisieren.

Hier findet man den Vortrag von Martin Smaxwil zum Thema "Framing, Kampfbegriffe, Narrative" zum zeitsouveränen Nachschauen, incl. Transkript, Inhaltsangabe, Zeitmarken, Folien, Handout, Literatur und Links 😉

Redaktionsgrundsätze

In den ersten Workshop-Praxisphasen ging es um eine Reflexion der Vortragsinhalte, in einer zweiten um DOs und DONT’s, Herausforderungen und Lösungen bzgl. der möglichst neutralen Thesenentwicklung. Die Ergebnisse wurden zu griffigen und einfachen "Redaktionsgrundsätzen" verdichtet:

  1. Die Thesen sind ausschließlich Aussagesätze.
  2. Jede These besteht aus einem bis max. 3 Sätzen, auf komplexe Satzgefüge wird möglichst verzichtet.
  3. Zu jeder These können optional Zusatzinformationen hinterlegt werden, um ggf. mehr Kontext zu liefern, Abkürzungen aufzulösen oder Hintergründe zu erläutern.
  4. Die Thesen werden möglichst verständlich (in möglichst einfacher Sprache) formuliert.
  5. Alle Thesen werden initial in positiver Formulierung angelegt, sofern nicht sinnentfremdend ("soll gesteigert werden", "soll eingerichtet werden").
    Ausnahme: Das Anliegen befasst sich explizit mit der Abschaffung bestehender Gegebenheiten (dann wird eine Formulierung mit "soll nicht", "soll nicht mehr" o.ä. gewählt).
  6. Die Positionen einer Partei darf nicht ausschließlich durch positive (resp. negative) Formulierungen dargestellt werden.
  7. Eine vollständige Übereinstimmung mit den Positionen einer Partei darf nicht ausschließlich durch Ablehnung (resp. Zustimmung) erreicht werden.
  8. In den Formulierungen muss auf Framings, Verzerrungen, Hochwertwörter, Narrative, etc. so weit wie möglich verzichtet werden.
  9. Die Thesen werden vor Veröffentlichung mit „Stammwähler-Personas“ (angelehnt an die Parteiprogramme und bekannte Positionen) überprüft.
  10. Die Thesen werden durch eine möglichst diverse, unabhängige Gruppe von Menschen überprüft.

Thesenbearbeitung

In der zweiten Praxisphase wurden in zwei Schleifen die oben aufgelisteten Thesen vier Gruppen vorgelegt. Diese haben jeweils 

  1. ca. 40 Thesen in "neutral", "verzerrt" und "keine These" klassifiziert, um daraufhin Anmerkungen zu notieren und geeignetere Varianten zu formulieren, und
  2. die Thesen einer anderen Gruppe in einer zweiten Schleife nach der gleichen Art bearbeitet.

Dabei wurden Thesen aufgeteilt, wenn sie eigentlich mehrere Forderungen beinhalteten, und andere aussortiert, wenn sie zu unkonkret waren, um daraus griffige Wahl-Navi-Thesen zu generieren.

Als Endergebnis des Workshops blieben trotzdem fast 150 Thesen – nun aber in Form von Aussagesätzen mit möglichst neutraler Formulierung – über.

Redaktionelle Bearbeitung 1: Überprüfung

In der ersten Nachbearbeitungsphase haben wir die Workshopergebnisse weiter bearbeitet. Mit weiteren Beteiligten, die übrigens nicht zum Kern unserer Initiative gehören, haben wir

  1. sinngemäß doppelte und thematisch eng benachbarte Thesen aussortiert oder zusammengefasst,
  2. eine Überprüfung der lokalpolitischen Zuständigkeit angestellt, so weit es uns möglich war und
  3. zu spezifische oder erklärungsbedürftige Thesen gekennzeichnet.

Das Ergebnis (immer noch 85 Thesen) findet man hier:

  1. Bottrop soll sich stärker in der Bekämpfung organisierter Kriminalität engagieren.
  2. Für Bottroper Betriebe und Unternehmen soll eine gezielte Beratung zu den Themen Migration, Fachkräftegewinnung und Integration eingerichtet werden.
  3. Bottrop soll Kindergeld- und Sozialleistungsbetrug behördenübergreifend, wie z.B. im Modellprojekt Missimo, bekämpfen.
  4. Für Kunst & Kultur müssen Räumlichkeiten, offene Ateliers und kreative Freiflächen zur Verfügung gestellt werden, auch z.B. das B12 für unbekanntere lokale Künstlerinnen und Künstler.
  5. Bottrop soll eine "Graffiti-Task-Force" nach Essener Vorbild einrichten, um Grafitti zu entfernen und mit Anti-Graffiti-Schutzanstrichen neue Graffiti zu verhindern.
  6. Schulen sollten einen besseren Betreuungsschlüssel und Personal für Schulsozialarbeit erhalten.
  7. Am Standort der ehemaligen Hauptschule Welheim soll eine dritte Gesamtschule entstehen.
  8. Bottrop soll in einer "KI-Roadmap" digitale und durch künstliche Intelligenz unterstützte Projekte zu Verkehrssteuerung, Routenplanung, Bürgerservice-Chatbots und mehr festschreiben.
  9. Der Betrieb des Stenkhoffbades soll dauerhaft gesichert werden.
  10. In der Innenstadt soll es mehr Räumlichkeiten für Vereine, Bürgerinnen und Bürger, Kultur und kostenfreien Aufenthalt geben.
  11. Bottrop soll die Klimaziele vor 2045 erreichen.
  12. In den Stadtteilen Ebel, Welheim und Welheimer Mark soll der Umleitungs- und LKW-Verkehr eingedämmt werden.
  13. Bottrop soll die Betreuung und Versorgung von Obdachlosen ausbauen, z.B. durch mehr Streetworker, mehr Notschlafstellen oder Wohnungsvermittlung ("Housing first").
  14. In allen Stadtteilen sollen mit Co-Working-Spaces hybride Arbeitsplatzmodelle unterstützt werden.
  15. Bottrop soll die Entwicklung dezentraler Versorgungszentren fördern, damit jeder Mensch in wenigen Minuten die nötigen Besorgungen tätigen und wichtige Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann.
  16. Es soll einen Sozialpass und Kinderferienpass für Menschen mit niedrigen Einkommen zur kostenlosen Teilhabe an kommunalen Einrichtungen (z.B. Schwimmbäder, Bibliotheken, Theater, Freizeitaktivitäten, etc.) geben.
  17. Der kommunale soziale Wohnungsbau (z.B. durch die städtische Baugesellschaft GBB) soll ausgebaut werden.
  18. Die Ampelschaltungen im Bottroper Süden sollen angepasst werden, um den Verkehrsfluss rund um Ebel und die A42-Auf- bzw. Abfahrt zu verbessern.
  19. Der Rat soll eine Vision "Bottrop 2035" entwickeln und die vielen Einzelmaßnahmen (Baumaßnahmen, Gebührenänderungen, Beteiligungsangebote, etc.) in diese einordnen.
  20. Bottrop soll das Arbeitsaufkommen städt. Beschäftigter durch Auslagerung bestimmter Tätigkeiten an private Dienstleister verringern.
  21. Die digitale Infrastruktur an Schulen soll modernisiert werden, u.a. mit Glasfaseranschluss aller Schulen und flächendeckendem WLAN.
  22. Bottrop soll eine "digitale Verwaltung" incl. Videochats mit Sachbearbeitern, Online-Formularen und digitaler Terminvergabe anbieten.
  23. Das Parkhaus an der Schützenstraße muss saniert oder Ersatzparkraum geschaffen werden.
  24. Statt neue Gewerbe- und Logistikflächen auszuweisen, soll Bottrop vor allem durch Freizeitangebote und Standortattraktivität den Zuzug fördern und so das Einkommenssteueraufkommen steigern.
  25. Bottrop soll den Anstieg des Grubenwassers und Bodenbewegungen in den ehemaligen Gebieten des Steinkohleabbaus durch regelmäßige Messungen kontrollieren.
  26. Bottrop soll den Bau von mehr Windkraftanlagen auf dem Stadtgebiet vorantreiben.
  27. der Geruchsbelästigung im Süden Bottrops müssen ansässige Unternehmen engmaschig auf Einhaltung aller Auflagen kontrolliert werden.
  28. Bottroperinnen und Bottroper sollen kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln und Periodenprodukten erhalten.
  29. Bottrop soll die Verfügbarkeit ausreichender Leihfahrräder (z.B. via metropolradruhr) sicherstellen.
  30. Das Bottroper Jugendparlament soll mit mehr Rechten und personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet werden.
  31. In Bottrop soll es ein Studierendenwohnheim geben.
  32. Bottrop soll Bereiche der Grundversorgung vermehrt in öffentliche Hand überführen (Dienstleistungen, Ent- und Versorgung, etc.)
  33. Die Zuwendungen an die Fraktionen im Rat der Stadt sollen gekürzt werden.
  34. Bottrop soll Angebote für Kinder und Jugendliche etablieren und ausbauen (z.B. Jugendtreffs, Schülercafés, Kino und/oder Indoor-Spielplatz).
  35. Bottrop soll die Ansiedlung einer Kaserne auf den Flächen von Franz Haniel fördern.
  36. In Bottrop sollte eine Stabsstelle für Digitalisierung und Innovation geschaffen werden.
  37. Bottrop soll ein nachhaltiges, längerfristiges Kulturkonzept entwickeln, zu dem auch ein verstetigtes Budget gehört.
  38. Die Hochschule Ruhr West und ihre Kompetenzen sollen mehr in die Mitte der Stadtgesellschaft gerückt werden.
  39. Höher frequentierte Bereiche der Stadt (z.B. HBF, ZOB, Innenstadt) sollen bei Dunkelheit mit einem intelligenten Beleuchtungskonzept (z.B. mit Bewegungsmeldern) besser ausgeleuchtet werden.
  40. Kitas in Bottrop sollen gebührenfrei sein und jedes Kind soll einen garantierten Zugang zu einem Kita-Platz erhalten.
  41. Die Bausubstanz von Schulgebäuden soll bedarfsgerecht saniert und modernisiert werden. Sog. "Containerlösungen" müssen so weit wie möglich vermieden werden.
  42. Bottrop soll ein Verkehrs- und Mobilitätskonzept entwickeln, bei dem Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer gleichberechtigt und "auf Augenhöhe" mit- & nebeneinander existieren.
  43. Die Gastromeile und zentrale Innenstadt sollen duch innovative Verkehrsberuhigungskonzepte enger miteinander verbunden werden (z.B. autofrei, "Shared Space", o.ä.)
  44. Zu Silvester soll privates Feuerwerk im Stadtgebiet untersagt und durch ein professionell durchgeführtes, städtischen Feuerwerk ersetzt werden.
  45. Durch Begrünung und Wasserelemente, Erhalt bestehender Frischluftschneisen, Entsiegelung und Schattenplätze sollen Innenstadtflächen und Schulhöfe attraktiver und klimaresilienter werden.
  46. Die Stadt Bottrop soll durch deutlichen Stellenabbau in der Verwaltung spürbare Einsparungen im Haushalt erzielen.
  47. Für öffentliche Gebäude soll eine Dach- und/oder Fassadenbegrünung und Solaranlagen der Standard werden.
  48. Der Gebetsruf an Moscheen sollte in urbanen Wohngebieten untersagt werden.
  49. Die alte Flachglas-Bahn soll in einen Radweg von Kirchhellen über Bottrop Mitte bis Oberhausen umgewandelt werden.
  50. Bottrop soll Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des politischen und religiösen Extremismus ergreifen.
  51. Bottrop soll mehr Beteiligungsformate etablieren, z.B. ein Online-Beteiligungssystem, Abstimmungen, Mängelmelder.
  52. Der Ganztag an städtischen Kitas und Schulen soll ein kostenfreies Frühstück und Mittagessen für alle Kinder beinhalten.
  53. Die Polizei soll mit den notwendigen, personellen und materiellen Ressourcen ausgestattet werden.
  54. Die Innenstadt soll attraktiver werden – mit Spiel- und Sportangeboten für Kinder und Jugendliche und mit barrierefreien Treffpunkten für Seniorinnen und Senioren.
  55. Bottrop benötigt ein modernes Parkleitsystem.
  56. Bottrop soll an Kriminalitätsschwerpunkten verstärkt Videoüberwachung einsetzen.
  57. Bottrop muss verstärkt Maßnahmen gegen den Pflegenotstand ergreifen.
  58. Die Grünpflege am Trapez, am Rathausplatz und weiteren öffentlichen Flächen ist ausreichend.
  59. Für Geflüchtete in Bottrop soll die Bezahlkarte eingeführt werden.
  60. Die Parkgebühren in Bottrop sollten nicht erhöht werden.
  61. Bottrop soll in einem "kommunalen Finanzmonitor" alle Haushaltspositionen ab 25.000 € transparent und online veröffentlichen.
  62. Bottrop benötigt ein einheitliches Inklusionskonzept und muss die Barrierefreiheit an allen öffentlichen Gebäuden und Schulen sicherstellen.
  63. Nicht nur die Ratssitzungen, sondern auch alle öffentlichen Ausschusssitzungen sollen live über das Internet übertragen und aufgezeichnet werden.
  64. Bottrop soll durch die Kombination von Sozialarbeit und Präsenz des KOD / Polizei verhindern, dass sich die Drogen-/Alkoholszene in der Stadt vergrößert.
  65. Bottrop benötigt wieder ein Stadtmarketing, um die Stadt und ihre Attraktionen und Angebote für Touristinnen und Touristen sowie Tagesgäste überregional bekannt zu machen.
  66. Bottrop soll die Gewerbesteuer senken.
  67. Der Weihnachtsmarkt soll vom Rathausplatz in die Innenstadt rund um die Cyriakuskirche verlegt werden.
  68. Die ÖPNV-Taktung muss – vor allem in Stadtrand- und Außenbereichen – verbessert werden.
  69. Das "Bündnis Buntes Bottrop" soll keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten.
  70. Die Fahrradanbindung des Hauptbahnhofs soll – vor allem auf der Friedrich-Ebert- / Freiherr-vom-Stein-Str. im Bereich zwischen Karl-Englert Str. und Südring – verbessert werden.
  71. Es sollte ein Ratsausschuss für Sicherheit und Ordnung gegründet werden.
  72. Die Stadt soll die Verwaltungsflächen im Phoenixgebäude kaufen, nicht mieten.
  73. Bottrop soll alle Bushaltestellen nach Einbruch der Dunkelheit beleuchten.
  74. Bottrop soll eine alternative ÖPNV-Verbindung (Seilbahn, U- oder Straßenbahn, Schwebebahn) z.B. zwischen ZOB und Hauptbahnhof prüfen.
  75. Bottrop soll die Anreize für ehrenamtliche Tätigkeiten erweitern.
  76. Bottrop soll größere Anstrengungen unternehmen, die weit über 100 Nationalitäten in der Bottroper Gesellschaft mehr einzubeziehen.
  77. Die Stadt Bottrop soll es Bürgerinnen und Bürgern ermögichen, Leihräder für eine Stunde pro Tag kostenlos nutzen zu dürfen.
  78. Die Anbindung von Bottrop an andere Städte im Ruhrgebiet mittels Bus und Bahn muss verbessert werden.
  79. Durch Bergbau verursachte außerordentliche Kosten wie z.B. zur Reparatur von Infrastruktur oder erhöhte Abwassergebühren sollen von den verantwortlichen Unternehmen übernommen und nicht aus Steuergeldern oder privaten Mittel finanziert werden.
  80. In allen Kitas und Kindergärten soll Frühsprachförderung zum festen Angebot gehören.
  81. Der KOD soll personell so weit aufgestockt werden, dass künftig zumindest an den Wochenenden und vor Feiertagen auch eine Nachtschicht angeboten werden kann.
  82. Bottrop soll sich für echte "Lehrmittelfreiheit" (kostenfreie Schulmaterialien) für Schülerinnen und Schüler einsetzen.
  83. Lokale Künstlerinnen und Künstler sollen die Möglichkeit haben, leerstehende Ladenlokale in unserer Stadt als Ausstellungsräume zur Belebung der Innenstadt zu nutzen.
  84. Bottrop soll eine Straßenbahnverbindung von Kirchhellen über ZOB, Hauptbahnhof zu Freiheit Emscher etablieren.
  85. Die Zusammenarbeit der Bottroper Ausländerbehörde mit weiteren Behörden soll optimiert werden, um die Abschiebung von Ausländerinnen und Ausländern ohne Aufenthaltstitel effizienter zu gestalten.
Redaktionelle Bearbeitung 2: Anreicherung mit zusätzlichen Informationen

Wir haben erklärungsbedürftige Thesen gekennzeichnet, vorkommende Abkürzungen erläutert und für eine Beantwortung evtl. notwendige Hintergrundinformationen recherchiert. Denn: Auch Menschen ohne besonderes Vorwissen sollen so in die Lage versetzt werden, die Thesen zu verstehen und zu beantworten. 

Beispiel:

These: Die Zuwendungen an die Fraktionen im Rat der Stadt sollen gekürzt werden.

Erläuterung: Die Fraktionen (= Gruppe aller Ratsherren und -frauen, die derselben Partei angehören) im Rat der Stadt erhalten finanzielle Zuwendungen gem. §56 GO NRW aus kommunalen Haushaltsmitteln. Die Höhe der Zuwendungen war Gegenstand mehrerer Diskussionen, auch vor dem Hintergrund der Haushaltslage, und kann hier eingesehen werden.

Redaktionelle Bearbeitung 3: Auswahl der endgültigen Thesen

Abschließend wurden die Thesen kategorisiert (z.B. in "Mobilität, Verkehr, ÖPNV", "Sicherheit und Sauberkeit", "Migration und Integration" usw.) und auf Basis der Kategorisierung solche Themenbereiche identifiziert, die deutlich überrepräsentiert waren. Einerseits ist die Häufigkeit ein Indikator dafür, das das Thema den Bürger:innen und/oder den Parteien besonders wichtig ist, andererseits sollten den Parteien max. 50 Thesen vorgelegt werden, um deren Aufwand nicht zu groß werden zu lassen.

Auf Basis der Kategorien wurden für stark überproportional vertretene Themen weitere Thesen aussortiert, diesmal nach der Maßgabe, ob die Parteien mutmaßlich dazu unterschiedliche Meinungen haben. Schließlich soll das Wahl-Navi ja auch dazu dienen, die Unterschiede zwischen den Parteien herauszuarbeiten.

So ergaben sich die 53 endgültigen Thesen (die anvisierten 50 haben wir leider nicht eingehalten 🙁 ), die auch an die Parteien versendet wurden. In der folgenden Liste sind auch die Info- und Erläuterungstexte enthalten. Diejenigen 30 Thesen, zu denen die meisten Antworten vorliegen und bei denen die Positionen der Parteien möglichst unterschiedlich sind, landen am Ende im Wahl-Navi und sind incl. aller Parteipositionen und -begründungen auch hier aufgelistet.

Nr These Zusatzinfo
1 Bottrop benötigt ein modernes Parkleitsystem. Verteilte Anzeigen mit Kapazitätsangaben zu verfügbarem Parkraum könnte den Parkplatzsuchverkehr verringern.
2 Bottrop soll die Ansiedlung einer Kaserne z.B. auf den Flächen von Franz Haniel fördern. Die Idee ist relativ neu, Details findet man unter diesem Link.
3 Die Anbindung von Bottrop an andere Städte im Ruhrgebiet mittels Bus- und Bahnverbindungen soll verbessert werden. Sowohl für den Status als Hochschulstandort, für viele Berufspendlerinnen und -pendler als auch für die touristische Entwicklung kann eine Anbindung an Nachbarstädte wichtig sein.
4 Bzgl. der Geruchsbelästigung im Süden Bottrops sollen ansässige Unternehmen engmaschig auf Einhaltung aller Auflagen kontrolliert werden. Die Geruchsbelästigung im Bottroper Süden, mutmaßlich durch das Grünschnitt-Recycling der ReNature GmbH, führt immer wieder zu Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern. In verschiedenen Rats- und Ausschusssitzungen wurde bereits über Ursachen, Prüfmaßnahmen und Geruchsgutachten debattiert.
5 Die Hochschule Ruhr West und ihre Kompetenzen sollen mehr in die Mitte der Stadtgesellschaft gerückt werden. Die Hochschule wurde 2009 gegründet, der Campus auf der Lützowstraße in Bottrop 2014 eröffnet. An der Hochschule gibt es viele – auch international sichtbare – Kompetenzen, die sowohl der Stadt bei Projekten aus den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltig-keit, Künstliche Intelligenz, Strukturwandel u.v.m. als auch den Bürgerinnen und Bürgern, Institutionen und Vereinen zugutekommen könnten. Die Hochschule ist allerdings vielen Bürgerinnen und Bürgern kaum bekannt.
6 Bottrop benötigt wieder ein Stadtmarketing, um die Stadt und ihre Attraktionen und Angebote für Touristinnen und Touristen sowie Tagesgäste überregional bekannt zu machen. Es gibt Angebote der Stadt, einen gemeinnützigen Verein Marketing für Bottrop e.V. und mehr, ein Gesamtkonzept mit einer entsprechenden öffentlichen Wirkung scheint aber zu fehlen.
7 Bottrop soll verstärkt Maßnahmen gegen den Pflegenotstand ergreifen. In der "kommunalen Pflegeplanung" (2024-2027) wird auf Basis der Fortschreibung der demografischen Entwicklung sowie der offiziellen altersspezifischen Pflegequoten ein Anstieg des Pflegebedarfs prognostiziert. Es wurden Maßnahmen ergriffen und weitere sind geplant. Ob diese ausreichend sind, ist unklar.
8 Das Bottroper Jugendparlament soll mit mehr Rechten und personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet werden. Das Jugendparlament Bottrop setzt sich aus bis zu 29 Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren zusammen, die von Bottroper Jugendlichen alle 2 Jahre gewählt werden. Es ist organisatorisch dem Jugendamt zugeordnet, wird von einer Person betreut und wird in vier von ca. 25 Ausschüssen angehört.
9 Für Kunst & Kultur sollen Räumlichkeiten, offene Ateliers und kreative Freiflächen (z.B. Graffiti-Flächen) zur Verfügung gestellt werden, auch z.B. das B12 für unbekanntere lokale Künstlerinnen und Künstler. Das B12 ist eine Galerie des Kulturzentrums Bottrop, welche nach eigener Aussage "wechselnde Ausstellungen zeigt und […] vor allem junge Talente aus dem regionalen und überregionalen Raum fördert."
10 Bottrop soll den Anstieg des Grubenwassers und Bodenbewegungen in den ehemaligen Gebieten des Steinkohleabbaus durch regelmäßige Messungen besser kontrollieren oder kontrollieren lassen. Hierbei geht es um die Beobachtung und Einschätzung von "bergsenkungsbedingter Neigungsänderungen der Erdoberfläche als Ursache von Schäden an Gebäuden, Straßen, Kanalisation und an sonstigen Leitungssystemen sowie von Überschwemmungs- und Vernässungsschäden". Besonders in Kirchhellen und Grafenwald scheinen Teile der Infrastruktur, Gebäude und Gebiete betroffen zu sein.
11 Durch Bergbau verursachte außerordentliche Kosten wie z.B. zur Reparatur von Infrastruktur oder erhöhte Abwassergebühren sollen von den verantwortlichen Unternehmen übernommen und nicht aus Steuergeldern oder privaten Mittel finanziert werden. Hintergründe, die allerdings interessengeleitet und daher nicht zwingend neutral sind, kann man z.B. beim Landesverband Bergbaubetroffener NRW e.V. oder dem Initiativkreis bergbaubetroffener Bürger e.V. Bottrop erhalten.
12 Bottrop soll eine alternative ÖPNV-Verbindung (Seilbahn, U- oder Straßenbahn, Schwebebahn) z.B. zwischen ZOB und Hauptbahnhof prüfen. Ggf. ist eine Anbindung von Kirchhellen und "Freiheit Emscher" mitzudenken. Die Idee provoziert oft Fragen nach Machbarkeit und Kosten. In verschiedenen Machbarkeitsstudien (z.B. TTK im Auftrag des BMV, S.137f.) werden die Kosten für den Bau von je 1 km für Straßenbahn (oberirdisch, zweigleisig) mit 15-25 Mio. €/km, für U-Bahn (unterirdisch, zweigleisig) mit 140-160 Mio. €/km und für Schwebebahn (TSB, aufgeständert, zwei Richtungen) mit 20-25 Mio. €/km angegeben. Nicht zu vernachlässigen sind allerdings Fördermittel des Landes und/oder des Bundes, die einen Großteil der Gesamtkosten decken. Die Kosten für Seilbahnen sind schwer zu recherchieren, das aktuelle Beispiel aus Duisburg (s. WDR-Beitrag, WAZ+) veranschlagt für 5,3 km 120 Mio. €, was ca. 22,5 Mio. €/km entspräche.
13 Die Ampelschaltungen im Bottroper Süden sollen angepasst werden, um den Verkehrsfluss rund um Ebel und die A42-Auf- bzw. Abfahrt zu verbessern. Die Sperrung der A42-Auffahrt, der Neubau der Autobahnbrücke, die häufigen Einschränkungen an der Bahnbrücke über die Prosperstraße, der Ersatzverkehr über die B224, der regelmäßige Stau aus Richtung Essen, der zusätzliche LKW-Verkehr durch den neuen Logistikpark und der alltägliche Berufsverkehr-Stau an der Südring-Kreuzung ergeben eine ungünstige Mischung, die den Verkehrsfluss im Bottroper Süden von Lehmkuhle über Ebel und Welheimer Mark bis Welheim auf vielen Strecken behindert.
14 Bottrop soll durch die Kombination von Sozialarbeit und Präsenz des KOD / Polizei verhindern, dass sich die Drogen-/Alkoholszene in der Stadt vergrößert. Suchtberatungsstellen sind eher dezentral angesiedelt, z.B. die Jugendhilfe an der Osterfelder Str. oder der Sozialpsychiatrische Dienst im Gesundheitsamt. Streetworker dagegen könnten an den bekannten Treffpunkten, z.B. vor dem Kaufland/am Berliner Platz, tätig werden. Eine rein repressive Bekämpfung, auch "Null-Toleranz"-Politik, könnte das Problem nur an andere Orte verlagern, wenn sie nicht von Sozialarbeit flankiert ist. Der Drogenan- und -verkauf soll durch Ordnungskräfte unterbunden werden.
15 Die "Gastromeile" und die zentrale Innenstadt sollen durch innovative Verkehrsberuhigungskonzepte enger miteinander verbunden werden (z.B. autofrei, "Shared Space", o.ä.) "Shared Space" bezeichnet ein Verkehrsplanungskonzept, nach dem der oftmals vom PKW-Verkehr dominierte, öffentliche Straßenraum umgestaltet wird. Durch Verzicht auf Verkehrszeichen, Signalanlagen/Ampeln und strikte Fahrbahnmarkierungen sollen alle Verkehrsteilnehmende gleichberechtigter werden. Grundsätzliche Regeln (Rechtsverkehr, Vorfahrtsregelungen, …) behalten ihre Gültigkeit. Ein Bottroper Beispiel ist die Kirchhellener Straße zwischen Horster Straße und Rathausplatz, wo Fahrräder in beide, Autos nur in eine Richtung fahren dürfen und eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt, um Fußgängerinnen und Fußgänger zu schützen.
16 Der Weihnachtsmarkt soll vom Rathausplatz in die Innenstadt rund um die Cyriakuskirche verlegt werden. Nach dem (ungeplant dauerhaften) Umzug des Wochenmarktes vom Berliner Platz in die Innenstadt profitieren auch die gastronomischen und Einzelhandelsangebote der Innenstadt vom Marktpublikum. Einen ähnlichen Effekt könnte man sich von einer Verlagerung des Weihnachtsmarktes versprechen.
17 Für Bottroper Betriebe und Unternehmen soll eine gezielte Beratung zu den Themen Migration, Fachkräftegewinnung und Integration eingerichtet werden. Der Integrationsbericht weist eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Menschen mit Migrationsgeschichte aus, für deren Integration eine Anstellung wichtig ist. Unternehmen und Arbeitgeber benötigen zwar Arbeitskräfte und Fachkräfte, könnten bei der integrativen Aufgabe aber evtl. Unterstützung benötigen.
18 Durch Begrünung und Wasserelemente, Erhalt bestehender Frischluftschneisen, Entsiegelung von Flächen und Gestaltung von Schattenplätze sollen Innenstadtflächen und Schulhöfe attraktiver und klimaresilienter werden. Klimaresilienz meint hier die Gestaltung städtischer Quartiere, um die Folgen der Klimaveränderungen für Menschen und Tiere erträglicher zu machen. Heißere Sommer und stärkere Regenfälle, aber auch der Rückgang der Artenvielfalt ("Biodiversität") haben immer größere Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität von Bürgerinnen und Bürgern. Bottrop ist auf dem Feld bereits aktiv, die bereits umgesetzten Maßnahmen scheinen aber Teilen der Bürgerinnen und Bürger nicht auszureichen.
19 In der Innenstadt soll es mehr Räumlichkeiten für Vereine, Bürgerinnen und Bürger, Kultur und kostenfreien Aufenthalt geben. Vor allem für kostenfreien Aufenthalt für Jugendliche gibt es nach der Schließung des JuCa des BDKJ eine weitere Möglichkeit weniger. Die These zielt aber auch auf die Umwandlung der Innenstadt von einer reinen Einkaufsstadt zu einer Begegnungsstätte.
20 Bottrop soll mehr Angebote für Kinder und Jugendliche etablieren und ausbauen (z.B. Jugendtreffs und -cafés, ein Kino und/oder ein Indoor-Spielplatz). cAsA, JuCa und die OT-Angebote sind geschlossen oder haben ausgedünnte Öffnungszeiten, die Freizeitangebote für Jugendliche scheinen weniger zu werden.
21 Bottrop soll Bereiche der Grundversorgung vermehrt in öffentliche Hand überführen (Dienstleistungen, Ent- und Versorgung, etc.) Damit können Müllentsorgung, Wasser- & Stromversorgung, Heizung und mehr umfasst sein, die von momentan privaten Unternehmen erbracht werden.
22 Es soll einen Sozialpass und Kinderferienpass für Menschen mit niedrigen Einkommen zur kostenlosen Teilhabe an kommunalen Einrichtungen (z.B. Schwimmbäder, Bibliotheken, Theater, Freizeitaktivitäten, etc.) geben. Eine Erhöhung der Eintrittspreise für Museen und Bäder wurden und werden im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes mehrfach diskutiert, um zumindest eine Kostendeckung der Angebote herzustellen. Die Kosten (oder die teilweise Ermäßigung) zur Teilnahme an (privatwirtschaftlichen) Freizeitangeboten müssten darüber hinaus von der Kommune getragen werden.
23 Bottrop soll die Betreuung und Versorgung von Obdachlosen ausbauen, z.B. durch mehr Streetworker, mehr Notschlafstellen oder Wohnungsvermittlung ("Housing first"). "Housing first" beschreibt einen Ansatz der Sozialpolitik, wohnungslosen Menschen eine eigene Wohnung zu vermitteln. Eine eigene Wohnung ist oftmals eine Grundvoraussetzung für die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen, aber auch die Wiederaufnahme einer Beschäftigung und vieles mehr. Im Gegensatz zu anderen Hilfsangeboten, die zuerst diejenigen Probleme lösen möchten, die zur Wohnungslosigkeit geführt haben (z.B. Arbeitslosigkeit, Alkohol- oder Substanzmissbrauch), betrachtet "Housing first" die Sicherheit und Stabilität einer eigenen Wohnung als Grundlage für weitere Schritte.
24 Der Ganztag an städtischen Kitas und Schulen soll ein kostenfreies Frühstück und Mittagessen für alle Kinder beinhalten.  
25 In den Stadtteilen Ebel, Welheim und Welheimer Mark soll der Umleitungs- und LKW-Verkehr eingedämmt werden.  
26 Bottrop soll die vereinbarten Klimaziele deutlich vor 2045 erreichen. Unter anderem vor dem Hintergrund des Haushaltssicherungskonzeptes (HSK) wurde im "Masterplan Klimastadt Bottrop" (S. 21) die Erreichung der Klimaziele von 2035 auf 2045 verschoben.
27 Zu Silvester soll privates Feuerwerk im Stadtgebiet untersagt und durch ein professionell durchgeführtes, städtisches Feuerwerk ersetzt werden.  
28 Am Standort der ehemaligen Hauptschule Welheim soll eine dritte Gesamtschule entstehen.  
29 Die Bausubstanz von Schulgebäuden soll bedarfsgerecht saniert und modernisiert werden. Sog. "Containerlösungen" sollen so weit wie möglich vermieden werden.  
30 Die digitale Infrastruktur an Schulen soll modernisiert werden, u.a. mit Glasfaseranschluss aller Schulen und flächendeckendem WLAN.  
31 Bottrop benötigt ein einheitliches Inklusionskonzept und muss die Barrierefreiheit an allen öffentlichen Gebäuden und Schulen sicherstellen. Es gibt bereits Aktivitäten bzgl. eines Inklusionsplans, und in diesem auch eine Reihe von geplanten Maßnahmen, die auch öffentliche Gebäude betreffen. Menge und Umfang der umgesetzten Maßnahmen scheint allerdings nicht zufriedenstellend zu sein.
32 Der Betrieb des Stenkhoffbades soll dauerhaft finanziell gesichert werden.  
33 In Bottrop soll es ein Studierendenwohnheim geben.  
34 Bottrop soll Kindergeld- und Sozialleistungsbetrug behördenübergreifend, wie z.B. im Modellprojekt Missimo, bekämpfen. Das "Modell MISSIMO" wurde 2019 im Rahmen der "Task Force zur Bekämpfung von Finanzierungsquellen der Organisierten Kriminalität und Terrorismus" vom LKA NRW und der Polizei NRW entwickelt.
35 Bottrop soll eine "Graffiti-Task-Force" nach Essener Vorbild einrichten, um Graffiti zu entfernen und mit Anti-Graffiti-Schutzanstrichen neue Graffiti zu verhindern. Die Graffiti Taskforce Essen wurde 2022 vom Rat der Stadt Essen eingesetzt und soll zu einem gepflegten Stadtbild beitragen.
36 Für Geflüchtete in Bottrop soll die Bezahlkarte eingeführt werden. Das Land NRW hat es den Kommunen bisher freigestellt, den Geflüchteten die finanzielle Unterstützung für Besorgungen des täglichen Bedarfs über eine sog. "Bezahlkarte" (guthabenbasierte Karte mit Debit-Funktion, vergleichbar mit einer Prepaid-Kontokarte) oder als Bargeld zur Verfügung zu stellen. Der Rat der Stadt Bottrop hat die Einführung der Karte bisher abgelehnt. Auf Ebene der Länder wird momentan eine verpflichtende Einführung diskutiert.
37 Bottrop soll die Gewerbesteuer senken. Die Gewerbesteuer wird von der Kommune erhoben, in der ein Unternehmen seine Betriebsstätte hat. Die Gewerbesteuer ist neben der Grundsteuer die wichtigste Einnahmequelle der Gemeinden und Kommunen. Die Höhe beeinflusst allerdings auch die Attraktivität des Standorts für Unternehmen. Auch wenn der Gewerbesteuermessbetrag in allen Kommunen gleich hoch ist, unterscheiden sich die sog. Hebesätze, mit denen die eigentliche Höhe der Steuer in jeder Kommune individuell beeinflussbar ist. In Deutschland liegt der Hebesatz durchschnittlich bei ca. 400%, im Ruhrgebiet deutlich darüber, in Bottrop bei 490% (vgl. https://www.statistikportal.de/de/karte-hebesaetze).
38 Bottrop soll an Kriminalitätsschwerpunkten verstärkt Videoüberwachung einsetzen.  
39 Höher frequentierte Bereiche der Stadt (z.B. HBF, ZOB, Innenstadt) und Bushaltestellen sollen bei Dunkelheit besser beleuchtet sein, ggf. mit einem intelligenten Beleuchtungskonzept (Bewegungsmelder).  
40 Bottrop soll das Arbeitsaufkommen städt. Beschäftigter durch Auslagerung bestimmter Tätigkeiten an private Dienstleister verringern.  
41 Die alte Flachglas-Bahn soll in einen Radweg von Kirchhellen über Bottrop Mitte bis Oberhausen umgewandelt werden. Die "Flachglas-Bahn" war eine Güterzug-Strecke vom Gladbecker Flachglaswerk quer durch das Bottroper Stadtgebiet Richtung Oberhausen. Viele Menschen kennen evtl. die Bahnübergänge am Marienhospital oder an der Hans-Böckler-Straße in der Nähe des Parkfriedhofs.
42 Die ÖPNV-Taktung soll – vor allem in Stadtrand- und Außenbereichen – verbessert werden.  
43 Der KOD soll personell so weit aufgestockt werden, dass künftig zumindest an den Wochenenden und vor Feiertagen auch eine Nachtschicht angeboten werden kann.  
44 Die Parkgebühren in Bottrop sollen nicht erhöht werden.  
45 Das "Bündnis Buntes Bottrop" soll keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten. Das Bündnis Buntes Bottrop setzt sich nach eigener Aussage "seit 2012 für eine Stadt ohne Rassismus ein. Wir stehen in Bottrop zusammen, wenn Demokratiefeinde, Hetzer und Rassisten in unserer Stadt auf die Straße gehen."
46 Lokale Künstlerinnen und Künstler sollen die Möglichkeit haben, leerstehende Ladenlokale in unserer Stadt als Ausstellungsräume zur Belebung der Innenstadt zu nutzen.  
47 Die Zusammenarbeit der Bottroper Ausländerbehörde mit weiteren Behörden soll optimiert werden, um die Abschiebung von Ausländerinnen und Ausländern ohne Aufenthaltstitel effizienter zu gestalten. Für Aufenthaltstitel und Abschiebungen ist zwar grundsätzlich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zuständig, welches allerdings auf eine enge Kooperation mit den lokalen Behörden angewiesen ist.
48 Der kommunale soziale Wohnungsbau (z.B. durch die städtische Baugesellschaft GBB) soll ausgebaut werden. Unter sozialem Wohnungsbau versteht man die Schaffung von bezahlbaren Mietwohnungen insbesondere für Menschen, die aufgrund ihres Einkommens evtl. keine angemessene Wohnung finden können, z.B. Familien mit Kindern, Alleinerziehende, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Studierende und Auszubildende.
GBB steht für Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop. Diese bewirtschaftet nach eigener Angabe rund 2.000 Wohneinheiten für ca. 4.000 Menschen auf Bottroper Stadtgebiet.
49 Bottrop soll mehr Beteiligungsformate etablieren, z.B. ein Online-Beteiligungssystem, Abstimmungen, Mängelmelder.  
50 Bottrop soll eine "digitale Verwaltung" incl. Videochats mit Sachbearbeitern, Online-Formularen und digitaler Terminvergabe anbieten, evtl. eine Bottrop-App mit personalisierten Angeboten und Services.  
51 Bottrop soll in einem "kommunalen Finanzmonitor" alle Haushaltspositionen ab 25.000 € transparent und online veröffentlichen. Die Details des kommunalen Haushalts sind teilweise intransparent in den Tiefen der Webseite oder des Ratsinformationssystems verborgen oder gar nicht öffentlich verfügbar.
52 Der Rat soll eine Vision "Bottrop 2035" entwickeln und die Einzelmaßnahmen (Baumaßnahmen, Gebührenänderungen, Beteiligungen, etc.) in diese einordnen. Hierbei geht es um die Herstellung von Transparenz bzgl. der Entwicklungen in Bottrop, die oft willkürlich erscheinen, aber evtl. einem übergeordneten Plan folgen.
53 Die Stadt Bottrop soll durch deutlichen Stellenabbau in der Verwaltung spürbare Einsparungen im Haushalt erzielen. Das Haushaltssicherungskonzept sieht den mittelfristigen Stellenabbau von 140 Vollzeitäquivalenten (evtl. sind mehr Stellen betroffen, wenn mehrere Teilzeitstellen zu einem VZÄ zusammengerechnet werden) vor, die altersbedingt oder durch Umorganisation und Kürzung freiwilliger kommunaler Leistungen wegfallen könnten. Das HSK sieht keine betriebsbedingten Kündigungen vor, manche Akteure fordern aber deutlich mehr Einsparungen von Personalkosten.

7. Zeitplan

Der grobe Zeitplan sah folgende Meilensteine vor:

  • Jan. 2025: Grobkonzept
  • Feb. 2025: technisches Proof of Concept
  • Apr. 2025: Kooperationsvereinbarungen mit Wissenschaftler:innen der HRW
  • 04.05.2025: Anschreiben der Parteien bzgl. grds. Mitarbeit
  • 18.05.2025: Interessenbekundung der Parteien
  • 18.05.2025: Öffentlicher Aufruf zur Theseneinreichung (ca. 2-3 Wochen)
  • Mai 2025: Beginn der technischen Umsetzung
  • 11.06.2025: Veranstaltung an der HRW zur Entwicklung von Redaktionsgrundsätzen, Bearbeitung erster Thesen
  • Juni 2025: Redaktionelle Bearbeitung der Thesen
  • 29.06.2025: Übermittlung der endgültigen Thesen an die Parteien mit Bitte um Positionierung und Begründung
  • 20.07.2025: Beantwortungsfrist für die mitwirkenden Parteien
  • 18.08.2025: Veröffentlichung des Wahl-Navi (4 Wochen vor dem Wahltermin)

Klingt sportlich? War es auch 🙂
Trotzdem hat alles ziemlich gut geklappt – auch, da Parteien, interessierte Bürger:innen und die HRW uns und unser Projekt unterstützt haben.

Dafür sagen wir noch einmal: Vielen Dank!

 

8. Pressespiegel

 

Eine Antwort zu “Ein kommunales Wahl-Navi?”

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