Eine innovative Kaserne im Herzen des Ruhrgebiets als Chance für Bottrop?
Vorbemerkung
Uns ist bewusst, dass die aktuellen Debatten um “Kriegstüchtigkeit“, “Wehrhaftigkeit“, Wiedereinführung der Wehrpflicht und Aufrüstung im Allgemeinen das Potenzial zur Polarisierung haben. Aber wir bitten Sie, den folgenden Impuls erst einmal zu lesen und zu überdenken.
Vielen Dank.
Die veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen haben in Europa und Deutschland zu einer Neuausrichtung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik geführt. Die jüngst auf dem NATO-Gipfel in Den Haag beschlossene Steigerung der Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP sowie die diskutierte Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland, gepaart mit einem notwendigen Personalaufwuchs der Bundeswehr, sind Ausdruck dieser dynamischen Entwicklungen.
Daher wird die heutige Anzahl der Kasernen in Deutschland voraussichtlich nicht ausreichen, um den avisierten Personalaufwuchs der Bundeswehr realisieren zu können. Kurz- bis mittelfristig wird es daher zum Neubau von Kasernen in Deutschland kommen (müssen). Der Bau einer Kaserne in Bottrop, z. B. auf ehemaligen Bergwerksflächen wie Prosper Haniel, Prosper IV oder Prosper V oder auf Flächen an der Schwarzen Heide würde der Stadt Bottrop Chancen auf Investitionen aus dem Verteidigungshaushalt eröffnen.
Welchen Vorteil brächte eine Kaserne in und für Bottrop?
Eine moderne, innovative Kaserne setzt positive Impulse für Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Kaufkraft und soziale Entwicklung in der Stadt:
Die Ansiedlung einer Kaserne sorgt neben den militärischen Arbeitsplätzen immer auch für zivile Arbeitsstellen, z. B. im Bereich der Verwaltung, der Verpflegung und des Gebäudemanagements. Darüber hinaus profitieren lokale Unternehmen im Bereich des Dienstleistungs- und Baugewerbes unmittelbar. Diese Faktoren würden zu einer nachhaltigen Kaufkraftsteigerung, oft unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung, führen. Zumindest indirekt ergeben sich außerdem Effekte im Bereich der Gewerbesteuer, wenn Bottroper Unternehmen bei der Vergabe von Aufträgen zum Zuge kommen.
Neben den wirtschaftlichen Aspekten hätte die Stationierung von Soldatinnen und Soldaten in Bottrop aber auch einen positiven Einfluss auf das Gemeinwesen: Jede Kaserne verfügt zumindest über eine Sporthalle sowie einen Sportplatz, häufig werden auch Schwimmbäder betrieben. Dabei ist es üblich, dass die Sportvereine aus der Umgebung die Sportanlagen und sanitären Anlagen am Nachmittag und Wochenende mitnutzen dürfen. Außerdem engagieren sich Soldatinnen und Soldaten häufig in Vereinen, dem Technischen Hilfswerk oder der freiwilligen Feuerwehr. Abseits des ehrenamtlichen Engagements würde eine Kaserne in Bottrop zusätzlich die zivil-militärische Zusammenarbeit stärken und Bottrop im Rahmen des Zivil- und Katastrophenschutzes (s. auch hier) deutlich besser aufstellen.
Bottrop ist überregional als “Innovation City“ bekannt für sein Engagement im Bereich des Klimaschutzes. Hier könnten sich Anknüpfungspunkte beim Neubau einer militärischen Liegenschaft in Bottrop bieten. Denn auch die Bundeswehr ist bestrebt, zur CO2-Reduktion beizutragen und unterhält im Rahmen eines Pilotprojektes bereits eine CO2-neutrale Kaserne in Baden-Württemberg. In Bottrop könnte eine moderne und innovative Kaserne als Leuchtturmprojekt dafür dienen, wie zukünftig Kasernen autark und nachhaltig aus bundeseigenen, regenerativen und CO2-freien Energiequellen betrieben werden könnten.
Wäre Bottrop ein attraktiver Standort für die Bundeswehr?
Bottrop erfüllt viele Voraussetzungen, die die Ansiedlung einer militärischen Liegenschaft für die Bundeswehr attraktiv machen: Bottrop verfügt über eine gute Verkehrsinfrastruktur und ist an mehrere Bundesautobahnen angeschlossen. Am entscheidendsten dürfte jedoch die Lage im Ballungsraum Ruhrgebiet sein.
Bereits jetzt gibt es eine breite öffentliche Diskussion zur Wehrpflicht und wie ein personeller Aufwuchs der Bundeswehr erfolgen kann. Ein Punkt, der die Bundeswehr in den letzten Jahren als Arbeitgeber oft unattraktiv gemacht hat, ist die Lage von Kasernen im ländlichen Raum abseits von Ballungszentren und Verkehrsinfrastruktur. Eine oder auch mehrere Kasernen im Ruhrgebiet würden höchstwahrscheinlich dazu beitragen, dass die Bundeswehr als Arbeitgeber an Attraktivität gewinnt. Kasernen in Ballungsräumen werden einen wichtigen Beitrag zum Erreichen des ambitionierten Personalaufwuchses der Streitkräfte leisten.
Fazit
Eine moderne, innovative und nachhaltige Kaserne in Bottrop, zu 100% finanziert aus Mitteln des Bundeshaushalts (!), wirkt als Motor für die regionale Wirtschaft, schafft qualifizierte Arbeitsplätze, stärkt die Kaufkraft und das Gemeinwesen in der Stadt. Deshalb sollten die Stadt Bottrop, ihre Einwohnerinnen und Einwohner sowie die politischen Akteure die Diskussion um die Ansiedlung einer militärischen Liegenschaft führen und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Sobald das Thema “Neubau von Kasernen“ in einen breiten öffentlichen Diskurs Einzug hält, werden auch andere Städte und Gemeinden die Chancen und Potenziale der Ansiedlung eines Bundeswehrstandortes erkennen. Standorte, die sich dann bereits einen organisatorischen und planerischen Vorteil erarbeitet haben, steigern ihre Chancen, beim Neubau einer Kaserne berücksichtigt zu werden.
Denn vor dem Hintergrund der geopolitischen Entwicklungen sollte klar sein: Die notwendigen Kasernen werden gebaut. Die entscheidende Frage ist daher nur: Wo?
Unserer Meinung nach sollte Bottrop dabei lieber von den flankierenden, positiven Effekten profitieren, statt nur den benachbarten Kommunen dabei zuzuschauen.